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"Fehlgeburten sind bei Raucherinnen doppelt so oft wie bei Nichtraucherinnen"

Zum Weltnichtrauchertag am 31. Mai 2021 widmet sich der Chefarzt der Gynäkologie am Evangelischen Krankenhaus Ludwigsfelde-Teltow, Mattias Leupold, dem Thema 'Rauchen in der Schwangerschaft'. Aber Achtung: Nicht nur werdende Mütter sollten sich den Tabakkonsum genau überlegen. Wir haben mit ihm darüber gesprochen.

 

 

Herr Leupold, warum ist Rauchen so extrem schädlich für den Fetus?

 

Mattias Leupold: Durch Rauchen gelangt Kohlenmonoxid in den mütterlichen Blutkreislauf und verdrängt den Sauerstoff von den roten Blutkörperchen. Durch Nikotin verengen sich die Blutgefäße, wodurch auch der Blutfluss durch die Gefäße des Mutterkuchens verringert wird und der Fetus mit weniger Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Die Folge sind Entwicklungs- und Wachstumsverzögerungen des Fetus im Mutterleib. Die Kinder werden dann oft zu früh geboren, sind kleiner und zu leicht. Und sie haben Anpassungsstörungen der Lungenfunktion. Es können Wachstums- und Entwicklungsstörungen auch nach der Geburt auftreten beziehungsweise sich fortsetzen.

 

Kann es eigentlich noch schlimmer kommen?

 

ML: Allerdings. Frauen müssen sich schützen, auf sich aufpassen. Denn wenn sie in der Schwangerschaft rauchen, haben Raucherinnen im Vergleich zu Nichtraucherinnen ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte, Herzgefäßerkrankungen und Bluthochdruck. Und was die Schwangerschaft betrifft: Da treten häufiger Komplikationen wie Früh-, Fehl- oder Totgeburten auf. Fehlgeburten kommen übrigens bei Raucherinnen doppelt so häufig vor wie bei Nichtraucherinnen. 

 

Spätestens beim positiven Schwangerschaftstest sollte man sich also ernsthaft mit seiner Sucht auseinandersetzen und aufhören zu rauchen. Aber das ist nicht so leicht.

 

ML: Das stimmt. Deshalb ist es total wichtig, dass sich auch die Menschen in der Umgebung der Schwangeren, also Partner, Familie, Freunde, Kollegen, rücksichtvoll und schützend verhalten, indem sie in Gegenwart einer werdenden Mutter nicht rauchen. Das gebietet der Anstand. Schließlich geht es hier um ein neues Leben im Bauch einer Frau, die in der Schwangerschaft und bei der Geburt ihres Kindes Höchstleistungen vollbringt - körperlich und mental.

 

Kann Tabakkonsum gerade bei Frauen, unabhängig von Schwangerschaft, spezielle Auswirkungen haben?

 

ML: Ja. Auch außerhalb der Schwangerschaft kann das Rauchen als Risikofaktor bestimmte Erkrankungen begünstigen, wie etwa das Entstehen von Gebärmutterhalskrebs oder Krebsvorstufen. Daher ist es auch aus diesem Grund wichtig und ratsam, auf das Rauchen zu verzichten.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

 

 

Mattias Leupold ist seit 1. August 2020 Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe am Evangelischen Krankenhaus Ludwigsfelde-Teltow.

 

 

 

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