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Interview: Referentinnen Freiwilligendienst

Carolin Ingwersen, Julia Opitz, Nadine Kroschwald

Wie viele Freiwillige sind zurzeit im EDBTL beschäftigt?

Nadine: In unserem Unternehmensverbund haben wir zurzeit 50 Freiwillige, von 15-jährige Jugendlichen bis zu über 60-jährigen Menschen.
Caro: Tendenziell haben wir etwas mehr Frauen in unseren Programmen.

Was sind eure Aufgaben als Referentinnen?

Julia: Im Rahmen der pädagogischen Begleitung der Freiwilligen gehört insbesondere die Seminar- und Bildungsarbeit zu den Schwerpunkten unserer Tätigkeit. Wir sind in der Vermittlerposition zwischen Einsatzstellen und Freiwilligen. Darüber hinaus gehören die Qualitätsentwicklung, Gremien- und Öffentlichkeitsarbeit mit zu unseren Aufgaben. Daneben erledigen wir Verwaltungsaufgaben, wie Verträge schreiben und Anträge stellen.
Caro: Im Rahmen der Gremienarbeit ist es das Ziel, gemeinsam mit anderen Trägern in Berlin und Brandenburg die Freiwilligenarbeit zu stärken und so z.B. die Teilzeitmöglichkeit im Freiwilligendienst auszuweiten.
Nadine: Wir leben das „Prinzip der offenen Tür“ und sind immer ansprechbar für unsere Freiwilligen und Einsatzstellen. 

Was ist der Unterschied zwischen einem Freiwilligen Sozialen Jahr, kurz FSJ, und einem Bundesfreiwilligendienst, kurz BFD?

Caro: Die Rahmenbedingungen im FSJ und im BFD sind in unserem Unternehmensverbund für alle Freiwilligen gleich, wie zum BeispielTaschengeld, Urlaub, Tätigkeiten in den Einsatzstellen etc. Anders als im FSJ können im BFD auch Menschen über 27 Jahre tätig werden. 

Gibt es eine Altersgrenze für den Freiwilligendienst?

Julia: Voraussetzung für einen Freiwilligendienst ist die Vollendung der Vollzeitschulpflicht. Im FSJ können Freiwillige bis 27 Jahre, im BFD ohne Altersbeschränkung nach oben ihren Dienst absolvieren

In welchen Unternehmensbereichen sind die Freiwilligen eingesetzt?

Caro: Die Freiwilligen können in allen Unternehmensbereichen unseres Unternehmensverbundes - Altenhilfe, Teilhabe und Bildung sowie Gesundheit – einen Freiwilligendienst durchführen. Mögliche Einsatzstellen sind insbesondere Krankenhäuser, Hospize, Altenpflegeinrichtungen, Schulen – wir haben eine Grundschule und eine Förderschule –, Kitas und Einrichtungen der Behindertenhilfe wie Wohnstätten und Werkstätten.
Nadine: Ein Freiwilligendienst ist aber auch im Bereich IT, Finanz- und Rechnungswesen sowie im Bereich Technik und Küche möglich. Das Diakonissenhaus bietet FSJ- und BFD-Plätze in Berlin, Teltow, Lehnin, Werder, Potsdam, Caputh, Beelitz, Bad Belzig, Frankfurt (Oder), Letschin, Lauchhammer, Luckau und Ludwigsfelde an.

Wir kommen die Freiwilligen zum EDBTL?

Nadine: Wir gehen viel in Schulen und stellen uns vor. Wir sind aber auch auf Messen unterwegs. Im Internet und Social Media sind wir auch zu finden. Die Akquise ist ein Teil unserer täglichen Arbeit.
Julia: Wir bieten auch Menschen mit Fluchthintergrund die Möglichkeit bei uns einen Freiwilligendienst zu machen. In dieser Community läuft viel über Mundpropaganda. Im kommenden Jahrgang haben wir zum Beispiel Geflüchtete aus Iran und Afghanistan.

Kannst du mehr über das spezielle Programm für Geflüchtete erzählen?

Julia: Klar, der Freiwilligendienst bietet geflüchteten Menschen die Chance Berufserfahrung in Deutschland zu sammeln. Ein ausreichendes Sprachniveau ist Voraussetzung dafür, aber es besteht auch die Möglichkeit innerhalb des Freiwilligen Jahres einen Sprachkurs zu absolvieren, um die Sprachkenntnisse zu verbessern. Perspektivisch soll das Programm zudem offener gestaltet werden. Es geht dann nicht mehr nur um Geflüchtete, sondern generell um Menschen mit Auslandsbezug, die Einfindungsschwierigkeiten haben. Aber auch Menschen, die zum Beispiel aus der Jugendhilfe kommen und keinen Auslandsbezug haben, bietet das Programm zukünftig eine Chance.

Für wen empfehlt ihr einen Freiwilligendienst?

Caro: Der Freiwilligendienst ist eine Orientierungszeit. Klassischerweise kommen zu uns junge Menschen, die gerade einen Schulabschluss haben. Einige haben bereits konkrete Ideen, in welchen Berufszweig sie möchten, andere sind noch orientierungslos und wissen nicht, wie es weitergehen soll. Ein Freiwilligendienst ist eine Zeit, anders zu arbeiten, anders zu lernen und sich anders kennenzulernen. Die jungen Menschen sind in Kontakt mit anderen Freiwilligen und besuchen unsere Bildungsseminare, in deren Rahmen wir ihnen die Möglichkeit bieten, ihre Praxiserfahrungen zu reflektieren, sich weiterzuentwickeln und mit einander zu unterschiedlichen Themen ins Gespräch zu kommen. So können wir sie auch in der Berufsfindung unterstützen.
Nadine: Um die Wartezeit zum Beispiel auf einen Studienplatz für Medizin oder Soziale Arbeit zu überbrücken, für den kann der Freiwilligendienst eine gute Alternative sein.
Caro: Auch, wenn man keinen Plan für die Zukunft hat, will ich junge Leute ermuntern, sich an uns zu wenden. Dann besprechen wir gemeinsam Interessen und was sich die Menschen vorstellen können.

Wie funktioniert die Kommunikation zwischen den verschiedenen Einsatzstellen, euch als Referentinnen und den Freiwilligen? Wie läuft die Betreuung von Freiwilligen?

Nadine: Durch die regelmäßigen Kontakte und kurzen Wege innerhalb des Unternehmensverbundes haben wir stets einen guten Kontakt zu unseren Einsatzstellen und unseren eingesetzten Freiwilligen.
Caro: Unsere Freiwilligen schätzen es sehr, dass dadurch Fragen und Anliegen schnell geklärt werden können.

Welche Erfahrungen nehmen die Freiwilligen aus dem Jahr mit?

Caro: Die Freiwilligen berichten über wertvolle Erfahrungen, insbesondere im Kontakt mit den Menschen, die sie in ihren Einsatzstellen begleitet haben und sind stolz darauf, etwas Sinnvolles geleistet zu haben. Die Freiwilligen wachsen in diesem Jahr und lernen auch mit herausfordernden Situationen umzugehen.

Ihr hattet die Bildungsseminare angesprochen, was sind das?

Julia: Die Freiwilligen besuchen in ihrem Jahr 25 Bildungstage, die über 27jährigen haben 12 Bildungstage. In den Seminartagen oder -wochen besprechen und bearbeiten wir gemeinsam Themen, wie z.B. Kommunikation, Bewerbung, Soziale und Politische Bildung sowie Nachhaltigkeit. Außerdem setzen sich die Freiwilligen auch mit religiösen und spirituellen Themen auseinander. Dabei gestalten die Freiwilligen die Themen mit.
Caro: Der Vorteil in den Seminaren liegt darin, dass die Gruppengröße kleiner als in der Schule und der Umgang untereinander vertrauter ist. So kommt man schneller in einen gemeinsamen Austausch

Welches Thema war in der Vergangenheit besonders beliebt?

Julia: Teamarbeit, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Freundschaft und auch die Praxisreflektion schätzen die Freiwilligen sehr. Aber auch die Themen wie der Umgang mit psychischen Belastungen und Einsamkeit sind stärker in den Fokus gerückt.

Zum Schluss: Was ist eure persönliche Motivation?

Nadine: Mir macht der Kontakt mit den Menschen besonders viel Freude. Egal, ob in den Seminaren oder bei Einsatzstellenbesuchen. Der Austausch zwischen Anleiterinnen und Anleitern und den Freiwilligen ist toll.
Julia: Ich betreue das Sonderprogramm für Geflüchtete. Es ist eine Herausforderung, aber ich habe auch besondere Erfolgserlebnisse. Leute, die wirklich Schwierigkeiten haben, finden im EDBTL und uns einen Ankerpunkt und Anlaufstelle.
Caro: Meine Motivation ist die Arbeit mit den Freiwilligen. Mir macht es Freude, alle Freiwilligen ernst- und wahrzunehmen und gemeinsam mit ihnen zu schauen, was ihre Wünsche und Bedürfnisse sind. Ich möchte positive Bildungserfahrung kreieren und neue Denk- und Horizonte eröffnen.

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v.l. Nadine Kroschwald, Carolin Ingwersen, Julia Opitz