Lehniner Gespräch mit Wolfgang Thierse

Gestern setzten wir im Lothar-Kreyssig-Haus in Lehnin unsere Gesprächsreihe "Lehniner Gespräche" fort. Zu Gast war Bundestagspräsident a.D. Wolfgang Thierse. In dieser Reihe möchten wir die Gefahren für die Demokratie in den Blick nehmen und haben mit unserem Gast über seine Sicht auf dieses wichtige Thema gesprochen.

Wolfgang Thierse sprach über die Zeit der friedlichen Revolution und die Bedeutung der großen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen, die bis heute nachwirken. Er wies darauf hin, dass die Ereignisse der 1990er Jahre und die daraus resultierenden Entwicklungen immer wieder von Extremisten falsch interpretiert und instrumentalisiert werden, um die Gesellschaft zu spalten. Thierse hob hervor, dass Werte wie Respekt, Toleranz und ein gesunder moralischer Kompass zentrale Säulen einer stabilen Demokratie bilden. Er warnte davor, dass der Verlust dieser Werte den Zusammenhalt gefährden und Extremismus den Nährboden bereiten könne.

Die zunehmende Polarisierung spiegelt sich nicht nur in einem rauen Ton in den Parlamenten wider, sondern beeinflusst auch den gesellschaftlichen Umgang – in Familien, unter Freunden und in der Öffentlichkeit, wenn es um politische Themen geht. Diese Entwicklung gefährdet die Demokratie, indem sie Extremisten Raum bietet, das Vertrauen in demokratische Institutionen zu untergraben. Thierse betonte die Wichtigkeit des Gesprächs im eigenen Umfeld, mit Familie, Freunden und Nachbarn, als einen entscheidenden Beitrag zur Förderung der Demokratie. Er forderte zudem mehr bürgerliches Engagement – zum Beispiel in Gemeinden, Gewerkschaften, Parteien oder der Kommunalpolitik. Die Gestaltung und der Schutz der Gesellschaft und Demokratie liegen in den Händen der Bürgerinnen und Bürger selbst.

Nach der Veranstaltung ergaben sich bei einem Glas Wein anregende Gespräche mit den Besucherinnen und Besuchern. Ein herzlicher Dank geht an alle Gäste für die inspirierenden und bereichernden Dialoge.