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Vorgestellt: Maike Schwien

Seit wann sind Sie im UV EDBTL tätig, was ist Ihre Position?

Ich leite seit dem 1. Oktober 2022 das Haus Magdala und bin Hüterin von 22 kostbaren Schätzen. J Das Haus Magdala ist eine Wohnstätte mit insgesamt drei Wohngruppen und 24 Plätzen für Kinder und Jugendliche mit geistigen und oder körperlichen Einschränkungen ab 4 Jahren bis zur Volljährigkeit. Momentan betreuen wir 22 Kinder zwischen 7 und 19 Jahren 24h an 7 Tagen in der Woche. Manche Kinder fahren an den Wochenenden und in den Ferien nach Hause, andere sind durchgängig hier. Auch wenn wir das klassische Zuhause, die Familie, niemals ganz ersetzen können, wollen wir es den Kindern hier so schön wie möglich machen und hoffen, dass sie sich im Haus Magdala wohl fühlen.

Unsere drei Wohngruppen sind alters- und geschlechtertypisch heterogen, das betrifft auch die Schwere der Einschränkungen. Manche Kinder haben zusätzlich Autismus oder ADHS, die zu starken Verhaltensauffälligkeiten und Auto- und Fremdaggressionen führen.  Uns ist jedoch wichtig stets zu reflektieren, dass nicht das Kind böse ist, sondern dass es das Syndrom ist, das hinter den Verhaltensauffälligkeiten steckt.

Was waren Ihre ersten Eindrücke von Ihrem neuen Dienstort?

Das Gelände und auch einige Mitarbeiterinnen und Kinder war mir schon vorher vertraut, da meine Kinder hier jahrelang die Integrationskita Zoar im Erdgeschoss des Hauses besucht haben.

Es war schon immer so, dass ich dachte, dass es toll wäre hier zu arbeiten. Und dann hat sich plötzlich, fast zufällig, die Stelle hier ergeben und ich wurde vom ersten Tag an warmherzig und sehr willkommen aufgenommen. Ich habe mich von Anfang an sehr wohlgefühlt und dieses Gefühl hält auch noch Wochen später an, so dass ich ernsthaft glaube: „Hier bleibe ich bis zur Rente“.

Was ist Ihre Ausbildung oder Qualifikation?

Ich habe ein freiwilliges soziales Jahr in der Altenpflege gemacht, anschließend Sozialarbeit studiert, ein halbes Jahr in einem Aidswaisenkinderdorf in Südafrika gearbeitet und bin seit 2006 Diplom-Sozialpädagogin. Nebenberuflich habe ich mich zur Fachwirtin im Gesundheits- und Sozialwesen sowie zur Mediatorin und Coachin weitergebildet.

Können Sie nach drei Monaten schon ein kleines Resümee ziehen, fühlen Sie sich angekommen?

Ich gehe jeden Tag mit großer Freude zur Arbeit. Das Team ist super, alle sind unglaublich hilfsbereit, offen und trotz der oftmals schwierigen Arbeitsbedingungen sehr engagiert. Für mich ist der schönste Moment des Tages, wenn die Schule aus ist und die Kinder zu mir ins Büro gestürmt kommen und von ihrem Tag erzählen.

Mir ist wichtig, dass meine Tür immer offen ist und ich ein Ohr für die Anliegen der Mitarbeitenden und Kinder habe. Ich möchte mich nicht hinter meinem Schreibtisch verschanzen und von oben herab dirigieren. Ich möchte Teil des Teams sein. Nur halt der Teil des Teams, der am Ende die Verantwortung trägt, für das, was entschieden wurde.

Aktuell arbeite ich mich noch in den organisatorischen und personellen Bereich ein. Personalplanung, Budgetplanung – das ist jetzt nichts, was ich aus dem ff kann. Aber zum Glück gibt es viele nette Menschen im Diakonissenhaus, die mir da weiterhelfen und mir meine vielen Fragen geduldig beantworten.

Besonders Spaß machen mir unsere regelmäßigen Teamsitzungen und die kollegiale Fallberatung. Ich fühle mich für die Mitarbeitenden verantwortlich und möchte sie mit schwierigen Situationen nicht alleine lassen. Das ist für mich ohnehin das Wichtigste: Wertschätzung, Präsenz und Transparenz.

Deshalb freue ich mich auch sehr, dass wir innerhalb kürzester Zeit einen Bewohnerrat etablieren konnten, sodass nun auch die Kinder eine Stimme bekommen.

Was müssen Menschen für die Arbeit im Wohngruppendienst mitbringen?

Aktuell arbeiten hier 6 Betreuer pro Wohngruppe, zusätzlich zwei Nachtwachen, eine Stipendiatin, zwei Hausmeister und meine Stellvertretung. Menschen, die hier arbeiten möchten, sollten ein großes Herz für Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnisse haben und keine Berührungsängste vor den entsprechenden Einschränkungen, die auch mal Pflegetätigkeiten mit sich bringen. Die Menschen müssen aber auch die Fähigkeit besitzen, Grenzen zu setzen. Es reicht nicht, immer nur lieb zu sein. Die Kinder brauchen auch Führung und ein entsprechendes Auftreten. Ein herzliches Auftreten, aber eben ein durchsetzungsfähiges Auftreten.

Wir freuen uns über Heilerziehungspfleger als Fachkräfte, aber auch andere pädagogische Berufsgruppen und Quereinsteiger. Hauptsache, das Herz sitzt am rechten Fleck und man hat Lust mit Kindern und in einem tollen Team zu arbeiten.

Wie sieht der Alltag im Haus Magdala aus?

Der Frühdienst beginnt um 6 Uhr, er weckt die Kinder, leitet bei der Körperhygiene und beim Anziehen an und bereitet ein kleines Frühstück vor.

Anschließend begleiten drei Betreuer sämtliche Kinder in die Förderschule hier auf dem Gelände. Nachdem die Kinder in der Schule sind, folgt oftmals die Dokumentation. Ist ein Kind krank oder Termine, bleibt es natürlich in der Einrichtung oder wird zum Termin begleitet.

Der Spätdienst startet gegen 13.30 Uhr und kümmert sich um die Nachmittagsaktivitäten. Das ist zum Beispiel das gemeinschaftliche Vesper oder Spiele und Gruppenaktivitäten. Gegen 17 Uhr beginnt dann die Abendhygiene, anschließend gibt es Abendbrot und die Jüngsten gehen dann bald darauf ins Bett. Die Älteren dürfen natürlich noch etwas aufbleiben und zum Beispiel fernsehen. Anschließend folgt die Abenddokumentation bevor gegen 21.45Uhr die Nachtwache übernimmt. Die Nachtwache geht regelmäßig durch alle Zimmer und Wohngruppen und kümmert sich vor allen Dingen um die Kinder, die auch nachts Pflege benötigen und beispielsweise gelagert werden oder mit frischem Inkontinenzmaterial versorgt werden müssen. Sie desinfiziert aber bei ihren Rundgängen die Handläufe und Türklinken und macht die Temperaturkontrolle bei den (Tief-)Kühlschränken usw.

Am Wochenende und an Feiertagen ist es ähnlich nur wesentlich geruhsamer.

Was gibt es noch zu sagen?

Ich wünsche mir mehr Sichtbarkeit. Menschen mit Handicap brauchen kein Mitleid. Sie brauchen Teilhabe, aber auf Augenhöhe und in der Art und Weise, dass sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten mitmachen können. Und das Ganze nicht aus Barmherzigkeit, sondern weil es eine Selbstverständlichkeit ist.

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