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"Alzheimerpatienten sind ein Teil der Gesellschaft"

Weltweit sind etwa 55 Millionen Menschen von Demenzerkrankungen betroffen, zwei Drittel davon in Entwicklungsländern. Bis 2050 wird die Zahl voraussichtlich auf 139 Millionen steigen. Seit 1994 begeht man weltweit am 21. September den Welt-Alzheimertag, um die Öffentlichkeit auf die Situation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen aufmerksam zu machen. Andrea Krafzik ist angehende Demenz-Pflegeexpertin am Evangelischen Krankenhaus Lutherstift Frankfurt/Oder. Sie spricht sich für eine Enttabuisierung von Demenz in der Gesellschaft aus und erklärt, wie wichtig es ist, sich zu informieren.

 

 

Frau Krafzik, was genau machen Sie am Evangelischen Krankenhaus Lutherstift?

 

Seit 2003 arbeite ich hier als examinierte Krankenschwester auf einer geriatrischen Station. Zurzeit absolviere ich eine Zusatzqualifikation zur Pflegeexpertin für Demenz. Den Lehrgang, bei dem ich mich derzeit in der letzten Ausbildungswoche befinde, werde ich hoffentlich erfolgreich abschließen.

 

Wir drücken Ihnen die Daumen. Wann haben Sie begonnen, sich mit dem Thema Demenz zu beschäftigen?

 

Durch meine Tätigkeit auf der Geriatrie waren die Krankheiten Demenz und Alzheimer bereits mit Beginn meiner beruflichen Tätigkeit ein wichtiges Thema. Aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung werden es immer mehr Patienten, die an Demenz und Alzheimer erkranken. Ich empfinde viel Empathie für demente Patienten, und in der Geriatrie bekomme ich oft positives Feedback.

 

Wofür genau erhalten Sie positive Rückmeldung?

 

Es sind die kleinen Dinge, die das Wohlbefinden von Alzheimerpatienten steigern. Schon die Art der Kommunikation ist eine andere. Nur wenn man weiß wie, kann man den Umgang mit den Betroffenen wesentlich erleichtern. Das scheint mir zu gelingen. Ich möchte gern den Aufenthalt für die Patientinnen und Patienten im Krankenhaus bestmöglich gestalten. Die Erkrankten befinden sich in einer besonderen Ausnahmesituation, denn sie wurden aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen. Das bedarf einer besonderen Betreuung, finde ich. Und jetzt kann ich mich noch intensiver mit dem Thema beschäftigen, weil mein Arbeitgeber mir die Möglichkeit gibt, eine Zusatzqualifikation zu erwerben. Die lasse ich nicht ungenutzt.

 

Weshalb ist der Welt-Alzheimertag so wichtig?

 

Es ist wichtig, dass die Alzheimerpatienten als Teil der Gesellschaft akzeptiert werden und man sie mit in den Alltag integriert. Bei Angehörigen möchten wir das Bewusstsein wecken, dass sie nicht alleine mit ihrer Problematik dastehen. Je mehr wir alle über Demenz lernen, desto mehr werden wir sie als Teil der Gesellschaft anerkennen, und Alzheimerpatienten werden als Mitmenschen wahrgenommen, und hoffentlich nicht mehr ausgegrenzt. Der Welt-Alzheimertag kann dabei helfen, Menschen zu sensibilisieren, die bisher nicht mit Demenz in Berührung kamen. Alzheimerpatienten sollten die Möglichkeit haben, so lange wie möglich selbstbestimmt zu leben. Der Awareness-Tag kann ebenso dabei helfen, zu zeigen, welche Hilfsmöglichkeiten Patientinnen und Angehörige in Anspruch nehmen können. Denn es gibt so viele, und sie sollen ja genutzt werden.

 

 

 

 

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