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"Endometriose gehört in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt"

Am 29. September jährt sich der bundesweite Tag der Endometriose, der eine gute Plattform für die Wissensverbreitung zur –bis jetzt– unheilbaren Krankheit Endometriose ist. Der Chefarzt der Ludwigsfelder Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Mattias Leupold geht im Interview auf unsere Fragen zum Awarenesstag ein.

 

 

Herr Leupold, wie ist der Forschungsstand zur Frauenkrankheit Endometriose?

 

Mattias Leupold: Eine von mehreren Entstehungstheorien geht davon aus, dass Endometriose dann entsteht, wenn Zellen des Endometriums, das ist die Zellschicht der Schleimhaut der Gebärmutterinnenwand, defekt sind und nicht ordnungsgemäß auf die Freisetzung des Hormons Progesteron reagieren. Diese defekten Zellen können sich dann über die Eileiter bis in die freie Bauchhöhle bewegen und dort auf Bauchfell und Organen einwachsen und starke Schmerzen verursachen. Neuere Forschungsergebnisse zeigen nun, dass defekte Endometriumzellen durch gesunde Zellen ersetzt werden können. Es handelt sich dabei um Stammzellen, die aus spezialisierten reifen Gewebezellen entnommen und dann zu unreifen pluripotenten Zellen umprogrammiert wurden. In dieser Studie wurden gesunde Zellen aus dem Blut oder der Haut von Frauen mit Endometriose entnommen und nach immunologischer Umprogrammierung als gesunde Endometriumzelle den Frauen wieder in die Gebärmutterschleimhaut eingesetzt (Autotransplantation). Diese gesunden Zellen vermehrten sich dann und reagierten positiv auf das Hormon Progesteron, hefteten sich so an die Gebärmutterinnenwand an, dass eine Abwanderung über die Eileiter in die Bauchhöhle nicht mehr stattfand. Es bedarf jedoch weiterer Forschung, bis die Ergebnisse dieser Studie in einer neuen Therapieform in die Praxis umgesetzt werden können.

 

Wie erkennt der Gynäkologinnen die Krankheit?

 

Leitsymptome zur Erkennung einer Endometriose durch die Frauenärztin oder den Frauenarzt sind starke Regelschmerzen, überstarke Regelblutung, stärkere Unterbauchschmerzen um die Menstruation herum, das Nichteintreten einer Schwangerschaft bei Kinderwunsch, unter Umständen auch eine etwas vergrößerte, weiche Gebärmutter mit auffälliger Gewebetextur im Ultraschall, eventuell auch für die Gynäkologen tastbare Knoten im hinteren Scheidengewölbe mit Beschwerden bei der Stuhlentleerung, oft auch Endometriosezysten der Eierstöcke, die im Ultraschall sichtbar werden können.

 

Ist es wichtig, die Krankheit bekannter zu machen?

 

Weltweit leiden etwa zehn Prozent aller Frauen an Endometriose, die eine chronische Erkrankung mit starker Schmerzbelastung und bislang noch eingeschränkten Therapieansätzen darstellt. Oftmals kann jedoch gerade in den Frühstadien der Erkrankung die Endometriose durch eine Bauchspiegelung gesichert und oft auch operativ entfernt werden – zumindest alle zu dem Zeitpunkt sichtbaren Herde. In Kombination mit einer anschließenden speziellen Hormonbehandlung (Gestagen) kann hier eine deutliche Linderung der Beschwerden für die Patientinnen und oft auch ein Erhalt der Fertilität erreicht werden. Der oft lange Leidensweg von Endometriosepatientinnen kann so durch eine Vorstellung und Behandlung durch Gynäkologen entscheidend verkürzt werden. Darum muss die Erkrankung in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

 

 

Das Evangelische Krankenhaus Ludwigsfelde-Teltow ist ein Krankenhaus der Grundversorgung im Verbund Evangelisches Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin. Es besteht aus sechs Kliniken mit 245 vollstationären Betten und zehn Plätzen in der Tagesklinik Geriatrie. In unserer Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sind wir mit folgendem Leistungsspektrum für Sie da:

 

  • Allgemeingynäkologische operative Eingriffe (Hysteroskopie, Kürettage, Konisation, Marsupialisation)
  • Salpingovarektomie (laparoskopisch, offen chirurgisch)
  • Myomenukleation (hysteroskopisch, laparoskopisch)
  • Hysterektomie (vaginale Hysterektomie, laparoskopisch assistierte vaginale Hysterektomie, laparoskopisch assistierte suprazervikale Hysterektomie, abdominale Hysterektomie)
  • Chirurgie von Harninkontinenz und Senkungsbeschwerden (TVT, Burch-Plastik, Faszienrepair)
  • Minimalinvasive Chirurgie (diagnostische Laparoskopien, operative Laparoskopien wie z.B. Zystenausschälung, Entfernung von Endometrioseherden, Chromopertubation)
  • Komplettes onkologisches operatives Spektrum (außer Tumore der weiblichen Brust) (Vulvakarzinom, Vaginalkarzinom, Endometriumkarzinom, Tubenkarzinom, Ovarialkarzinom)
  • Plastische Operationen am Genitale

 

 

 

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