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Dr. Boris Hoz spricht über Hernien

Wir haben Dr. Boris Hoz, Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Evangelischen Krankenhaus Ludwigsfelde-Teltow, zum Thema Hernien interviewt:

Was ist eine Hernie?

Eine Hernie ist eine weiche Stelle in der Bauchdecke, in der der Inhalt vom Bauch hineingestulpt wird und einklemmen kann. Gemeinhin wird eine Hernie auch als „Bruch“ bezeichnet.

Welche Arten von Hernien werden unterschieden?

Man unterscheidet äußere und innere Hernien. Äußere Hernien sind zum Beispiel die Leistenhernie, die Nabelhernie und die Narbenhernie, die nach einer Operation am Bauch entstehen. Es werden in Deutschland ungefähr 200.000 Hernien jährlich operiert.

Eine innere Hernie befindet sich zum Beispiel im Bereich des Zwerchfells, im Speziellen Zwerchfellhernien. Tritt hier ein Bruch auf, leiden die Betroffenen häufig unter Sodbrennen. Allerdings nicht jedes Sodbrennen deutet auf eine Zwerchfellhernie hin. Aufschluss kann nur eine Magenspiegelung geben.

Das Sodbrennen wird zuerst konservativ mit Tabletten behandelt, helfen die Medikamente nicht mehr oder die Patienten möchten lebenslang keine Tabletten einnehmen, kann diese Hernienart minimalinvasiv operiert werden.

Außerdem unterscheidet man noch die symptomatische Hernien, die ein Symptom eines Darmtumors darstellen können. Um das herauszufinden, hilft nur eine Darmspiegelung.

Wie entstehen Hernien?

Viele Menschen glauben, dass eine Hernie dadurch entsteht, dass sie etwas Schweres getragen haben. Aber das entspricht nicht der Realität. Wie Brüche entstehen, wissen wir nicht genau. Es wird davon ausgegangen, dass eine Bindegewebsschwäche eine wesentliche Ursache dafür sein kann. Übrigens haben Raucher eine dreifach höhere Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs eines Bruches zu bekommen als Nichtraucher.

Wie werden Hernien behandelt?

Eine OP-Indikation besteht in der Regel bei jeder Hernie. Im Optimalfall überweist der Hausarzt den Patienten zu einem Chirurgen mit besonderer Expertise in der Hernienchirurgie.

Hernien werden überwiegend minimalinvasiv mit sogenannter Schlüssellochchirurgie operiert.

Ein Netz, welches im Körper verbleibt, dichtet die Bruchlücke ab. Besteht keine akute Symptomatik kann bei schwerkranken Patienten abgewogen werden, ob auf eine OP verzichtet werden kann und der Bruch engmaschig beobachtet wird. Klemmt der Bruch ein, muss der Patient als Notfall operiert werden.

Was muss nach einer OP beachtet werden?

Das moderne minimal-invasive OP-Verfahren sorgt für eine sehr schnelle Heilung. Einen Tag nach der OP können die Patienten in der Regel schon entlassen werden und wieder am Alltagsgeschehen teilnehmen.

Welche Herausforderungen gibt es bei der Erkennung einer Hernie?

Besonders kleine Hernien zeichnen sich häufig durch eine Wiederholungssymtomatik aus. Das heißt, die Vorwölbung ist mal zu sehen und mal nicht. Um einen Bruch genau zu diagnostizieren, kann außer klinischer Untersuchung zusätzlich eine Sonografie oder sogar eine MRT-Untersuchung durchgeführt werden.

Kann man Hernien verhindern oder vorbeugen?

Nein, Hernien kann man nicht vermeiden. Die meisten Leistenhernien treten bei den Männern auf. Etwa 80 Prozent aller Leistenhernie betrifft Männer, da durch den Leistenkanal embryonal der Hoden in das Scrotum, den Hodensack, reinrutscht, dadurch ist der Leistenkanal eine Schwachstelle bei den Männern.

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